Bericht Trainingslager 2020

Der Potsdamer Segelverein lud vom 24. bis 26 Juli zum Training der Ixylons ein, das von 11 Booten und deren Besatzungen dankbar angenommen wurde.

Am Freitag kamen bis in die Nacht Boote aus fast allen Himmelsrichtungen an, es begann ein reges Aufriggen, Fachsimpeln über Ausrüstungen und Tricks nebst einer Inspektion des Geländes und der Örtlichkeiten.

Mit Blick auf die Kirche von Hermannswerder direkt gegenüber liegt der PSV malerisch in einer Bucht des Templiner Sees mit Zugang zum Schwielowsee. Die Brücke im Templiner See kann problemlos mit der Ixylon passiert werden, größere Schiffe müssen den Mast legen.
Gegen 14 Uhr eingetroffen war ich offensichtlich der erste Gast und wurde durch Irene begrüßt und mit dem großzügigen Gelände vertraut gemacht, es wurde mir ein schöner Zeltplatz direkt am schattigen Ufer zugewiesen.

Ganz offensichtlich ein reger Verein mit stattlicher Opti- Flotte, 420er, Laser, Ixylons und vielen anderen Jollen.

Am Abend erfolgte die Begrüßung durch die beiden Trainer Ulf Hollenbach und Uwe Hein vor dem Vereinshaus bei Gegrilltem, kaltem Bufett und Getränken.
Dummerweise war am Freitag zwar schönes Wetter bei Wind aus fast allen Richtungen aber so zickig mit starken Böen, dass sich nur wenige dem Zickenbock anvertrauten. So haben denn auch wir den Trimmschlag zugunsten einer aufmerksamen Takelung und angeregten Gesprächen auf den nächsten Tag verschoben.

Am Sonnabend war eine 2-3 Bft vorausgesagt, daraus wurde dann eine 1 bis mitunter mal eine 2. Nach Einweisung durch die Trainer Ulf und Uwe ging es dann in 2 Gruppen auf den See, der sich als gar nicht so klein erwies und sich als ideales Trainingsrevier zeigte.
Von zwei Trainerbooten aufmerksam beobachtet, mit zahlreichen Hinweisen bedacht wurde hauptsächlich auf kleinem Kurs das Wenden und die Bootsbeherrschung geübt.

Für viele wie auch für mich waren die empfohlenen Techniken so neu, dass es schwer fiel, sich von alten Gewohnheiten zu trennen und die neuen Techniken einzustudieren.
Beim Wenden zuerst nach Lee, dann sofort in der Wende nach Luv krängen und das Vorsegel erst nach kurzer Backstellung dann flott neu setzen.

Auch in der Positionierung an Bord gab es viel neues. Nicht stehen, bequeme Hockhaltung um ein schnelles und sicheres Agieren zu ermöglichen, Vorschoter beim Wenden nach achtern gewandt (nicht hinter dem Rücken agieren!) etc.

Als wir nach diversen immer neuen Kursen gegen 14 Uhr endlich eine Pause einlegen konnten, schwirrte uns etwas der Kopf mit all den neuen Techniken, Erkenntnissen und Ratschlägen zum Trimm und Handling.

Das Frühstück war zwar üppig aber bereits verarbeitet, so kam die Pause sehr gelegen.
Am Nachmittag hatte Rassmus offensichtlich jede Lust verloren, so wurde aus dem Training am Nachmittag mit neu gemischten Mannschaften nichts. SCHADE!

Aus Gram über den fehlenden Wind (es gibt kein schlechtes Wetter, nur zu wenig Wind), nahm ich mir mein Fahrrad und erkundete die zauberhafte Umgebung, insbesondere die Insel Herrmannswerda. Aufgrund eines Munitionsfundes war die Fähre gesperrt, so fiel die Erkundung etwas umfangreicher als angedacht aus. Eine wirklich wunderschöne Landschaft so nahe an der Potsdamer Innenstadt!

Am Abend gab es dann in geselliger Runde bei Bier und gegrilltem eine Auswertung und anschließend angeregte Gespräche bis spät.

Am Sonntag war zwar das Wetter nicht so doll, aber was macht etwas Regen schon? Bei 2-3 Bft. Ging es durch die Eisenbahnbrücke auf den weiteren Templiner See. Immer zwei Boote sollten sich aneinander orientieren und zum Wenden animieren. Bei den stak drehenden und unterschiedlichen Winden wurde es schwierig, sich auf das Partnerboot zu konzentrieren.
Nach diversen Kursen kam dann der Spi-Kurs über den gesamten Templiner See Richtung PSV.

Sehr angenehm war die ständige Nähe der beiden Trainerboote mit Hinweisen, Tipps und Animation bis hin zu einem Wechsel. Trainer Ulf wollte mit Frank segeln, ich übernahm das Trainerboot. Für mich eine überraschend neue Perspektive, in der praktischen Anwendung ergaben die ganzen Tipps und Hinweise einen ganz offensichtlichen Sinn. Mit den Augen lernt es sich mitunter leichter als mit Worten, zumal man oft durch das Segeln abgelenkt ist und daher nicht die volle Konzentration aufbringt.

Im Motorboot in unmittelbarer Nähe kann man sich besser auf all das neue konzentrieren, man hat ja nur auf Geschwindigkeit und Richtung zu achten.

Auf dem Spi- Kurs gab es dann ein Malheur, die Klampe vom Spi- Fall brach auf halber Strecke ab. Alle Versuche ein Provisorium zu schaffen scheiterten kläglich, also adieu Spi!

Meine Wunschvorstellung das Spi- Handling und auch das Trapez zu reanimieren, scheiterten kläglich, für das Trapez zu wenig Wind, der Spi außer Gefecht.

Da ich vorwiegend einhand Ixy segele, blieb auch meine Bitte nach einem garstigen Steuermann unerfüllt. Na ja, vielleicht beim nächsten Mal.

Auf der Rücktour kamen wir an der fast durch gekenterten Schokoschüssel vorbei, der Mast steckte mit Spi ziemlich tief im Dreck. Glücklicherweise waren zwei Trainerboote da, sodass keine Gefahr für das Rigg bestand. Man mag ja als Segler über die Motorboote vieles sagen, aber bei einem Stecker können sie doch recht hilfreich sein.

Überhaupt das Kentern beim IXY ist eine heikle Sache, ganz flott ist das Vorschiff mangels Auftrieb voll und ein Aufrichten sehr schwierig. So waren denn auch die eingebastelten Auftriebe im Vorschiff ein großes Thema. Wie auch bei anderen Ausstattungen fehle es hier nicht an IXY Erfindergeist.

Die neuen IXYs haben einlaminierte Auftriebe, die allerdings ziemlich viel Stauraum nehmen.
Im Trend scheinen derzeit in der Kimm befestigte Fender zu sein, bzw. ein Ausstopfen mit Auftriebskörpern. Hab da so meine Zweifel, da mir all diese Lösungen schon im entscheidenden Moment aufgeflogen sind.

Nach etlicher Knobelei hab ich die Kimm mit wasserfestem Styropor ausgekleidet, tüchtig verklebt und einlaminiert. So ist wenig Stauraum verloren, das Vorschiff übersichtlich und der Auftrieb da wo er wirken soll.

Überhaupt die Ixy Baufehler. Angefangen von der Falle Lenzloch mit der ewig fehlenden Klappe, zur Rollfock die manchmal funktioniert, dem fehlenden Auftrieb im Vorschiff etc. Sinnvoll wäre hier vielleicht ein Forum, wo die Ixy Tüftler und Ausdenker sich über Lösungen austauschen können. Die Seascaper machen das über Whattsapp mit einem Administrator sehr effizient. Vielleicht ist es auch an der Zeit mal über eine Modernisierung nachzudenken, sofern die wünschenswerten Änderungen Klassenvorschriften berühren, ähnlich wie bei anderen Jollen wie z.B. der H- Jolle.

In allem sind jedoch die Vorteile der IXY offensichtlich, ein schnelles, komfortables und trockenes Schiff, souverän selbst in ruppiger Ostsee- Welle.

Nun jedenfalls sind wir alle glücklich angelandet, auch die unglückliche Schokoschüssel dank der tüchtigen Trainer. Zum Glück war das Tuch Laminat, sodass die Reinigung nicht so schwierig war. In meinem sehr flachen, dafür aber schlammigen Heimatrevier Schwielochsee (ist halt doch ein Schweinelochsee, wenn auch sehr schön, groß und mitunter tückisch) kennt man das Problem sehr gut und in allen Facetten.

Nach dem Anlanden begann sobald allgemeine Aufbruchshektik, etwas gedämpft durch heftige Regenschauer und die Auswertung der viel zu kurzen Trainings- Zeit.

Nass aber sehr zufrieden und mit großem Dank an die wirklich tollen Trainer und Veranstalter ging es dann der Heimat zu. In die Bordkasse gab jeder was er kann, nur nicht seinen Steuermann, aber auch nicht den Vorschoter.

Hab mir zum ersten Mal dann eine Fahrrad- Tour durch Sanssouci gegönnt, wie immer sehr schön, überraschenderweise hat sich niemand gestört gefühlt.

In allem ein herzliches Dankeschön für die Veranstalter vom PSV, insbesondere an die Trainer Ulf und Uwe, die mit viel Geduld und Engagement immer da waren und der Klassenvereinigung, die das Event erst möglich gemacht hat. In allem ein beeindruckender, gut aufgestellter Seglerverein mit offensichtlich reger Jugendarbeit.

Gern, sehr gern wieder bei den netten und kompetenten Potsdamern!!!

Thomas F. Heyde

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